Erster BKSB-Sommertalk

vom Juli 5, 2022
Erster BKSB-Sommertalk
von links Prof. Dr. Alexander Schraml - Prof. Dr. Thomas Klie - Staatsminister Klaus Holetschek - Annemarie Fajardo - Emmi Zeulner MdB

BKSB

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Der BKSB ist in Berlin angekommen!

Zum ersten BKSB-Sommertalk konnte der 1. Vorsitzender, Prof. Dr. Alexander Schraml, rund 60 Gäste in der Bayerischen Staatskanzlei in Berlin begrüßen. Staatsminister Klaus Holetschek ging in seinem Impulsreferat auf die Pflegepolitische Herausforderungen 2022ff und die Anforderungen, die an Bund und Länder gestellt werden, ein. Statements von Prof. Thomas Klie und der Vizepräsidentin des deutschen Pflegerates, Annemarie Fajardo, ergänzten dies.

Prof. Schraml - Eröffnungsrede

„Jetzt haben wir endgültig in der Bundeshauptstadt Fuß gefasst!“, so der BKSB-Vorsitzende Prof. Dr. Alexander Schraml zur Eröffnung der Veranstaltung. Der BKSB, der mittlerweile rund 400 kommunale Senioreneinrichtungen bundesweit vertritt, sei nunmehr „die wesentliche Stimme der kommunalen Leistungserbringer im politischen Berlin!“ Die Bundespolitik steht vor großen Herausforderungen, deren Bewältigung seitens der kommunalen Pflegeheimträger kritisch-konstruktiv begleitet werden muss. Dazu gehört natürlich weiterhin die „Corona-Krise“. Überfällig sei jedoch auch eine grundlegende Pflegereform, die insbesondere die Finanzierung nachhaltig absichern muss. Dazu sei es unumgänglich, dass sich Bund, Länder und Verbände umgehend an einen Tisch setzen. Kommunale Pflegeheime werden aufgrund ihrer Gemeinnützigkeit und ihrer Versorgungsgarantie eine immer größere Rolle spielen.

Staatsminister Holetschek
Staatsminister Holetschek

Ehrengast und gleichzeitig „Ehrengastgeber“ Staatsminister Klaus Holetschek knüpfte an den Ausführungen Schramls an: „Pflege ist zweifellos die große gesellschaftliche Herausforderung der kommenden Jahre!“ Holetschek ermahnte die Bundesregierung, Pflege konsequent zu vereinfachen, zu flexibilisieren und zu entlasten. Auch die Pflegeversicherung sei zu reformieren: Sie müsse sozial ausgewogen, zukunftsfest, generationengerecht und verlässlich sein. Dabei sei keine Zeit zu verlieren. Die Erfahrungen aus der Pandemie-Krise seien zu nutzen und als Chance zu begreifen, neue Wege auszuprobieren. Holetschek beendete seinen Vortrag mit einem Appell an Gesellschaft und Politik: „Wir müssen jetzt mutig handeln, um die Pflege für die Zukunft zu sichern!“

Annemarie Fajardo
Annemarie Fajardo

Diesem Appell stimmte im Anschluss auch Annemarie Fajardo bei, Vizepräsidentin des Deutschen Pflegerats und damit Vertreterin der Berufsgruppe der Pflegenden. Die Anforderungen insbesondere an Leitungskräfte in der Pflege seien im Zuge der Pandemie drastisch gestiegen. Es gelte nun, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um Pflege zukunftsfest zu gestalten. Dabei seien viele rechtliche Grundlagen zu ändern bzw. anzupassen: Berufsrecht, Haftungsrecht, Leistungsrecht. Es ginge nicht mehr allein um die Pflege an sich, sondern um Gesundheitsprävention, Fürsorge, Care-Arbeit und ergänzende kurative Versorgung. „Wie bekommen wir die Pflegefachlichkeit bereits im Vorfeld zu den Menschen im häuslichen Bereich“? Diese und weitere Fragen seien bei der Suche nach idealen Versorgungssettings für die Zukunft zu lösen.

Prof. Klie
Prof. Klie
Unterhaltung von der Casanova Society

Das notwendige Angebot individuell zugeschnittener Versorgungssettings war auch einer der Kernpunkte des sich anschließenden Vortrages von Prof. Dr. Thomas Klie. Anhand von mehreren Thesen beschrieb der Pflegerechtsexperte dabei die existenzielle Rolle der Kommunen und der kommunalen Wirtschaft für die Zukunft der Langzeitpflege.

„Gesundheit und Pflege gehören zentral zur Daseinsvorsorge!“ So lautete eine der Kernthesen von Klie. Dies sei Voraussetzung für Standortqualität und Bedingung für Vertrauen der Bevölkerung in das demokratische System. Es hätte sich an vielen Stellen gezeigt, dass der Markt allein keine bedarfsgerechte Infrastruktur gewährleiste. Mittlerweile habe man es in Deutschland nicht mehr mit gleichwertigen Lebensbedingungen in der Pflege zu tun, denn nicht refinanzierte, ökonomisch unattraktive Pflegeangebote würden vom Markt nicht aufgegriffen.

Zum Gegensteuern sei den Kommunen mehr Verantwortung zu übertragen, insbesondere in planerischer Hinsicht. „Wir brauchen lokal angepasste auf Hilfemix basierende Angebote, die uns in die Lage versetzen, die Ressourcen der Umgebung, der Zivilgesellschaft einzubeziehen. Und wir brauchen eine pflegefachliche Begleitung der häuslichen Versorgung, nicht nur Cash oder Care“.

Schlussendlich seien „pflegerische Konzepte in eine intelligente Public Health Ökonomie einzubetten.“ Belohnt werden müsse der Gesundheitsstatus der Bevölkerung, die Stärke und Selbstorganisationsfähigkeit der sorgenden Gemeinschaft.

Prof. Schraml bedankte sich bei dem Gastgeber, den Organisatoren und den Referenten und Referentinnen für ihre wegweisenden Impulse. Dies mache Mut und rege an, weiter zu denken und weiter zu gestalten. Der Bundesverband, der 2021 und 2022 einen starken Zuwachs an neuen Mitgliedern verzeichnen konnte, sei dabei auf dem richtigen Weg, bei der Architektur einer zukunftsfähigen Pflege eine wesentliche Rolle zu spielen.

Berlin, 23.06.2022